Familien-Zuhause Klasse braucht nicht automatisch viel Platz: So geht Wohnen auf engem Raum Das unscheinbare, aber sorgfältig renovierte Mittelreihenhaus des Architekten Matthias Amsler in Zürich ist ein Paradebeispiel, wie durch phantasievolle Planung und Kreativität ein persönliches Zuhause auf gerade einmal 78 Quadratmetern entstehen kann. Ihnen haftet immer eine gewisse Spiessigkeit an, weil der Raum und die innenarchitektonischen Möglichkeiten begrenzt sind. Matthias Amsler hingegen, einer der Gründer von Mirlo Urbano Architekten in Zürich, sah gerade die Einschränkungen als Herausforderung und meisterte sie mit Bravour. Zwischen dem Ideal des Städtischen und eines Lebens in freier Natur entschied sich der 43-Jährige gemeinsam mit seiner Familie bewusst für diese Wohnform. Vor der Renovierung hatte der Architekt mit seiner Frau Stephanie Unternährer, die als Gesundheitswissenschafterin tätig ist, und den beiden Kindern Milo und Frederik bereits sieben Jahre lang in dem kleinen Siedlungshaus mit dem nach Südwesten ausgerichteten Nutzgarten gelebt. Ein Verkauf kam nicht infrage, denn beide schätzten die zentrale Lage und das gute Nachbarschaftsverhältnis.
Im Jahr 2017 bot sich die Chance, gleich um die Ecke eine Wohnung anzumieten, so dass das Paar sein bisheriges Zuhause von Grund auf modernisieren konnte. Dazu wird zum Beispiel der Tresen mit Linoleumeinlage einfach mit dem Esstisch und einem Anbauelement, das neben der Tür zum Keller versteckt ist, verlängert. Um Ordnung zu schaffen, nutzte der Architekt jede noch so kleine Nische für Regale und Schränke, alles auf Mass gebaut. Das fängt gleich beim Mini-Flur an: Brillen, Handschuhe oder Schals verschwinden in den vier Schubladen des Holzcontainers gegenüber der Treppe, für jedes Familienmitglied eine! Mit wie viel Kreativität und Einfühlungsvermögen Matthias Amsler die Räume plante und das Interieur darauf abstimmte, offenbart besonders das Erdgeschoss: Die Einbauschränke der offenen Wohnküche liess er aus Tischlerplatten bauen, die deckend gespritzt wurden. Was dieses Reihenhaus jedoch so besonders macht, ist nicht die perfekte Funktionalität, sondern es sind die vielen Gestaltungsdetails, wie Lichtschalter, die bündig mit der Wandverkleidung abschliessen, oder die Küchenuhr mit schlichtem Zifferblatt.
Die edlen Zementfliesen in zartem Rosa fungieren als optische Klammer zwischen der Kochzone und dem eigentlichen Wohnbereich mit separatem Essplatz. Dieser Baustoff, der Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben kann und für ein angenehmes Raumklima sorgt, war auch von Beginn an gesetzt. Unverkennbar ist sein Faible für skandinavisches Design wie etwa die Esszimmerstühle «NY11 Dining Chair» der beiden dänischen Designer Rune Krøjgaard und Knut Bendik Humlevik für NORR 11 oder der Lounge-Sessel «CH 25» aus Eichengestell und Naturgeflecht von Hans J. Wegner für Carl Hansen.
Das Sofa vor der Terrassentür erfüllt ebenfalls alle Anforderungen an die Flexibilität: Es lässt sich im Nu in eine Schlafcouch verwandeln. Das Farbkonzept mit unterschiedlichen Grautönen, Schwarz und femininen Rosatönen zieht sich durch alle drei Ebenen. Die aufwendig restaurierte Holztreppe mit farblich abgesetzten Wangen und einem Geländer in Anthrazit führt an der Garderobe für die Kids vorbei ins erste Geschoss.
Der Familienvater konzipierte für beide Räume platzsparende Schiebetüren, damit nicht wertvolle Stellfläche verlorengeht. Wie ein kleines Separee konzipierte der Architekt den Schlafbereich gegenüber, indem er ihn farblich absetzte.
Der intime Schlafplatz lässt sich mit einem Leinenvorhang vom Büro abtrennen, um auch hier möglichst vielfältige Nutzungen zu erlauben. Der absolute Clou des ideenreichen Entwurfs für den urbanen Raum ist unter dem Lattenrost an der Aussenwand versteckt: Schiebt man beide Betten in den Bürobereich, kommt wie durch Zauberhand eine exklusive Badewanne zum Vorschein.
