von Heiko Spilker Viele Straßengemeinschaften und ihre Anwohner machen derzeit mit beim Wettbewerb "Die schönste Straße Deutschlands". In Hamburgs Norden steht unter einer Esskastanie schon lange solch eine Bank – sogar gleich mehrere davon.
Rötlichgraue Pflastersteine bedecken den Boden, am Seitenrand parken Kombis mit Kindersitzen auf der Rückbank und hinter den Carports aus Holz lugen mehrstöckige Wohnhäuser mit roter Ziegelfassade hervor.
Schon nach wenigen Metern in der Straße grüßt an einer silbergrau gealterten Holzwand ein quadratmetergroßes Schild die Besucher und warnt mit einem Augenzwinkern vor "freilaufenden Kindern".
Eine Clematis rankt daneben im Sonnenschein die Wand hoch und bildet den Eingang zu einem von insgesamt drei grünen Innenhöfen, in die die Straße fließend übergeht. Inseln aus bepflanzten Beeten sind angelegt und unter Bäumen und neben diversen Spielgeräten stehen Holzbänke und Tische auf sattgrünem Rasen und laden zum Hinsetzen ein.
Neben vereinbarten sind spontane Begegnungen das A und O für eine gute Gemeinschaft", sagt Helmuth Rose. Ich kann einfach bei Nachbarn klingeln oder backe einen Kuchen, gehe runter und frage, wer Lust hat mitzuessen.
Viele Projekte werden sorgfältig geplant – neben Brunch am Sonntag und Spieleabenden für alle gibt es Gartentage zur Pflege der Grünanlagen, Aufräumtage oder Bautage zur Neugestaltung der Spielanlagen. "Unser großes Spielhaus im Hof war solch ein Gemeinschaftsprojekt", erzählt Anja Kiemes, die hier mit ihren zwei Kindern wohnt und sich spontan zum Gespräch dazusetzt.
Und tatsächlich: Neben einer Fahrradwerkstatt gibt es noch einen Kunstkeller, einen kleinen Abenteuerspielplatz für Kinder und diverse Hochbeete mit Gemüse, Erdbeeren und Rhabarber, die von allen gepflegt und geerntet werden. Große Bedeutung haben für die Bewohner des Brachvogelweges die vier Aktion zu den Jahreszeiten: Im Frühjahr geht es regelmäßig auf einen gemeinsamen Wochenendausflug.
Kuchen gibt es natürlich auch," berichtet Janina Klein strahlend, die ebenfalls auf der Sitzbank Platz genommen hat. Dabei küren sie nicht nur den schönsten Baum, sondern singen auch noch das eine oder andere Weihnachtslied zusammen und stimmen sich so auf die besinnlichen Tage ein. Bei so viel Gemeinschaftssinn hilft man einander auch sofort, wenn einem Nachbarn mal etwas zustößt.
200 Euro gab es als Startgeld für ihr Projekt, weil die Nachbarschafts-Initiative am Brachvogelweg zu den ersten 100 Anmeldungen gehörte. In den Wochen darauf wurden mehr als 20 Ytong-Steine gemeinschaftlich bearbeitet, die jetzt als Skulpturen den Straßenrand der Spielstraße verschönern. Und wie es sich für eine gute Nachbarschaftsinitiative gehört, waren nicht nur die Anwohner des Brachvogelweges eingeladen, sondern natürlich auch die Nachbarn aus den umliegenden Straßen.







